Hylo Badminton Open: Weltklasse am Fließband und  ein Gewinn fürs Saarland

Sportstiftung Saar, SaarSport-Magazin, LSVS

Die Hylo Badminton Open des 1. BC Saarbrücken-Bischmisheim locken vom 1. bis 6. November erneut das Who is Who des internationalen Badminton-Sports in die Saarbrücker Saarlandhalle. Beim internationalen Super-300-Turnier kämpfen die Weltstars der Szene in den fünf Disziplinen im Doppel und Mixed (jeweils 32er Felder) um ein Gesamtpreisgeld von 180.000 US-Dollar.


Im Vorfeld der Topveranstaltung stand Frank Liedke, der Vorsitzende des gastgebenden 1. BC Bischmisheim, dem SaarSport-Magazin Rede und Antwort zu der Entwicklung und zum aktuellen Stand des erstmals 1987 ausgetragenen Turniers. 

Herr Liedke, die Hylo Badminton Open werfen ihre Schatten voraus. Warum können Sie Interessierten nur raten, ab dem  1. November als Zuschauer in der Saarlandhalle dabei zu sein? 
Frank Liedke: Das Turnier zählt im Dreierverbund mit den Denmark Open und den French Open in Paris zu den größten Turnieren in Europa. Dadurch ist garantiert, dass die großen Badminton-Nationen und die besten Spieler weltweit bei uns zu Gast sind. Abgesehen von der Nummer eins der Welt, Viktor Axelsen aus Dänemark, der nur noch ausgewählte Turniere spielt, werden so gut wie alle Spitzenspieler der Welt in der Saarlandhalle aufschlagen. Die Japaner werden mit ihren Topstars im Mixed, Damen- und Herrendoppel dabei sein. Allein aus China haben 34 Athleten gemeldet, aus Indien sogar 44 – das ist ein eindeutiges Zeichen, welchen Stellenwert unser Turnier bei seiner 35. Auflage einnimmt. Die Zuschauer dürfen sich freuen, jeden Tag Weltklasse-Badminton zu sehen und die Weltelite in unserem Sport hautnah zu erleben. In unserer Region gibt es keine andere Möglichkeit, besseren Badminton-Sport geboten zu bekommen. Auch abseits der Courts wird sich in der Halle ein besonderes internationales Flair einstellen. Wir haben zum Beispiel aus der indonesischen Fangemeinde heraus schon sehr viele  Ticket-Anfragen. Das Turnier ist in vielerlei Hinsicht ein enormer Werbeträger für den Standort Saarbrücken. 

Die beiden Vorjahre standen auch im Zeichen der Corona-Pandemie. Was gibt es dazu diesmal zu sagen?
Liedke:
Der Weltverband gibt in dieser Richtung keine Beschränkungen vor. Im Saarland gibt es aktuell keine Begrenzungen. Wir werden dennoch, wie im Vorjahr, eine Unterteilung in ausgewiesene Bereiche für Zuschauer und Spieler vornehmen, um eine Vermischung zu vermeiden. Das hat zuletzt hervorragend funktioniert – und wird auch diesmal bestens hinhauen.   

Die Erstaustragung des Turniers fand bereits 1987 statt. Wie sehen Sie die Entwicklung der Veranstaltung über all die Jahre hinweg? Gerade auch, was den organisatorischen Aufwand anbelangt.
Liedke:
Wir haben 1987 mit einem offenen Turnier auf eher regionaler Ebene begonnen, das danach zunächst auf Ebene des Deutschen Badminton-Verbands (DBV) ausgeweitet wurde. Danach bildete eher Europa den Schwerpunkt, ehe der Schritt hin zu einem Turnier des Badminton-Weltverbands BWF erfolgte. Das war ab Mitte der 2000er-Jahre der Fall. Jetzt sind wir schon im elften Jahr in der Saarlandhalle, nachdem die Entwicklung in der jüngeren Vergangenheit rapide nach oben gegangen ist. Organisatorisch ist es jedes Jahr aufs Neue eine große Herausforderung, zumal sich die Anforderungen immer mehr verändern. Man muss ständig darüber nachdenken, alles zu professionalisieren. Das schöne Kuchenturnier aus Anfangstagen gibt es längst nicht mehr. Es sind in allen Bereichen immer mehr Spezialisten gefragt. Das gilt nicht zuletzt im Hinblick auf das große Interesse in der weiten Welt, speziell was den asiatischen Markt angeht. Im Vorjahr kamen 817 TV-Stunden in mehr als 30 Ländern zusammen. Es saßen weltweit über eine Milliarde Menschen vor dem Fernseher, um die Hylo Open zu verfolgen. In Asien ist der Sport ein riesengroßes Thema und der Markt entsprechend groß. In Deutschland waren es immerhin rund 530.000 Menschen, die das Turnier medial verfolgt haben. Deshalb sind wir entsprechend ausgerüstet, haben ein eigenes Fernsehstudio, wo wir Sendungen rund um das Turnier produzieren. Interviews mit Spielern, die gerade vom Court kommen. Oder Zusammenfassungen mit den besten Szenen des Tages. Die Corona-Pandemie hat in diesem Punkt einiges bewegt. Wie kann man eine Veranstaltung bestmöglich präsentieren, obwohl keine Zuschauer vor Ort sind? Mittlerweile sagen viele Zuschauer sogar: Wir sehen uns das lieber im Fernsehen an. Die Gesellschaft hat sich da in der Corona-Zeit stark verändert. Daher ist es auch im Bereich der Werbeindustrie zu einem starken Umdenken gekommen. Wir streben jetzt auch mit unserem Hauptsponsor an, den Status eines Super-500-Turniers zu erlangen, wie wir ihn im Vorjahr nach coronabedingten Ausfällen anderer Turniere schon kurzfristig bekommen haben. Das würde auch eine Verdopplung des Preisgelds von 180.000 US-Dollar mit sich bringen. Generell gehen die Preisgelder im Badminton rasant nach oben, allerdings auch genau deshalb, weil der Markt entsprechend vorhanden und lukrativ ist. Wir haben als Veranstalter natürlich das Risiko, sehen uns aber gut platziert und haben verschiedene Optionen und Ideen, das alles noch weiter auszubauen. Was das Personal im Hintergrund angeht, sind an den Tagen rund um das Turnier über 
200 Leute im Einsatz. Offizielle, Schiedsrichter, Journalisten aus der ganzen Welt. Leute, die sich um deren Akkreditierung kümmern, Fahrservice für die Spieler und vieles mehr. Die Turnierleitung übernehmen ehrenamtlich Vereinsmitglieder. Die Mehrzahl der Helferinnen und Helfer kommen vom 1. BCB. Das Turnier an sich ist dabei ein Jahresprojekt, direkt im Anschluss geht es ganz schnell weiter mit der Planung fürs neue Jahr. Du bist im Prinzip das ganze Jahr mit dem Turnier beschäftigt, allein die ganzen Absprachen und Termine mit Sponsoren oder die Bearbeitung der ganzen Visa-Anträge nehmen Monate Arbeit in Anspruch. Wobei ich überzeugt bin, dass es sich auch diesmal wieder vollauf gelohnt haben wird. 

Sie haben das Thema Finanzen und Sponsoren selbst angesprochen. Geben Sie uns doch bitte einen konkreteren Einblick, wie es gelingt, das Turnier trotz der hohen Kosten auf die Beine zu stellen.  
Liedke:
Das Thema Sponsoren ist kein leichtes. Du musst in erster Linie Unternehmen ansprechen, die Interesse am asiatischen Markt haben, etwa aus der Pharma- oder Automobilindustrie. Unsere Sponsoren sind daher vor allem Unternehmen, die einen gewissen Marktwert haben. Wenn du so ein Unternehmen mal im Portfolio hast, fällt es leichter, andere zu akquirieren. Dafür mussten und müssen wir natürlich viele Klinken putzen. Es kommt niemand auf mich zu und sagt: Lieber Frank, wie viele Millionen dürfen wir dir denn überweisen. Du musst eine Verbindung herstellen und Überzeugungsarbeit leisten. Wir sind im Bereich der Sponsoren sehr breit aufgestellt und können dort auf sehr viele starke Partner setzen. Dieses ausgeprägte Netzwerk hilft uns sehr weiter, es war aber ein Prozess über Jahre, um es aufzubauen. Bitburger als Sponsor wäre für uns zum Beispiel nie ein Thema geworden, wenn wir nicht hartnäckig geblieben wären und jahrelang gebohrt hätten. Wichtig ist auch, dass es uns als Verein in Eigenregie gelingt, eine erfolgreiche Werbestrategie aufzustellen. Das schafft das Vertrauen, dass die Unternehmen für diese Veranstaltung vielleicht doch etwas tiefer in die Tasche greifen – weil es sich für sie einfach lohnt. Das Turnier hat in Deutschland und darüber hinaus inzwischen eine immense Bedeutung erlangt, nachdem wir die letzten über 30 Jahre hart dafür gekämpft haben. Neben den Sponsoren erhalten wir natürlich Zuschüsse vom Land. Das Land steht auch weiterhin hinter uns, das wurde von der neuen Landesregierung bestätigt. Wir haben die klare Aussage, dass die Unterstützung bis 2026 gesichert ist. Für das Saarland an sich hat das Turnier einfach eine extrem hohe Bedeutung. Übrigens auch wirtschaftlich. Die Hoteliers sind glücklich, weil drei Hotels bereits komplett ausgebucht sind. Die Gastronomie profitiert ebenfalls in sehr hohem Maße. Es wird jede Menge Kaufkraft entwickelt, auch vor diesem Hintergrund ist das Turnier ein sehr wichtiges Ereignis. Außerdem möchte ich nochmals betonen, dass wir der einzige Verein sind, der ein solch hochkarätiges Turnier komplett allein ohne die Unterstützung des Verbands ausrichtet. Wir wollten einfach nie, dass ein Verband zu groß Einfluss ausübt. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass ich als Vorstand hafte. Umso mehr brauche ich eine finanzielle Absicherung und daher kalkulieren wir auch ohne die Eintrittsgelder. Im schlechtesten Fall kommt eine schwarze Null bei raus. Im Idealfall ein Gewinn, den wir dann in die Jugendarbeit investieren. Apropos Jugend: Ich bin sehr froh, dass in diesem Jahr wieder unsere Nebenveranstaltung „Kinder trainieren mit den Besten“ stattfinden kann. Es ist einfach toll, dass die Superstars im Badminton derart nahbar sind. Ich erinnere mich noch genau daran, wie der zweifache Olympiasieger Lin Dan bei uns bei einem seiner letzten Turniere den Schläger aus der Tasche nahm, einem Kind in die Hand drückte und mit ihm spontan Badminton spielte. Das sind solche Geschichten, die unser Turnier abseits von sportlichen Höchstleistungen ebenfalls auszeichnet. Und wenn ich eben von immer mehr Professionalisierung gesprochen habe, ist es dennoch unser Anliegen, den familiären und familienfreundlichen Charakter, der das Turnier immer ausgezeichnet hat, in gewisser Weise weiter zu wahren.  

Sportliche Höchstleistungen erhoffen wir uns beim Heimspiel natürlich von den deutschen Startern. Was ist aus Ihrer Sicht dahingehend zu erwarten? 
Liedke:
Für die deutschen Spitzenspieler wird es in diesem erlesenen Feld natürlich ganz schwierig. Mit unseren Bischmisheimerinnen Isabel Lohau und Linda Efler sowie Marvin Seidel und Mark Lamsfuß haben wir im Doppel und Mixed Teams dabei, die sich auf internationalem Niveau bewiesen haben. Wir drücken natürlich fest die Daumen, aber es wird wie erwähnt sehr schwer. 

Herr Liedke, vielen Dank für das Gespräch! Herr Liedke.